Sonntag, 7. April 2013

Back on the Road...

Tag 213 – 220: Melbourne, Great Ocean Road, Koalas und Grampians

Adieu Melbourne, wenn auch nur für ein paar Tage verlassen wir die Millionenstadt, die uns zwar mit ihrer Gemütlichkeit und Modernität ein Stückchen beeindrucken konnte, allerdings gegen Sydney ziemlich mager abschnitt. (:
Zumal uns hier Gerrit verlassen sollte, nach ein paar schmucken letzten Tagen mit ihm, stieg er in den Flieger nach Asien, was unsere Gruppe auf die Stückzahl von drei freundlichen Jungspunden sinken ließ.
Um uns also adäquaten Ersatz zu besorgen ging es in den am Hostel liegenden Freizeitpark, um wenigstens ansatzweise den fehlenden Platz zu füllen. Und ob man’s glauben mag oder nicht, an den betrügerischen Kuscheltierautomaten ist es tatsächlich möglich wahre Freunde zu finden.
Herzlich willkommen in der Gruppe – Walther. (:


Dieser treue Plüschgefährte sollte uns von nun an Gesellschaft leisten, wir haben irgendwie gute Hoffnungen. Mit einem herzerweichenden Sonnenuntergang am Strand wurde der letzte Abend in Melbourne ganz entspannt angegangen, bevor es am nächsten Morgen auf den zweiten Roadtrip gehen sollte.


Dafür wurde am nächsten Morgen unser Mietwagen abgeholt, unser gutes, altes Fräulein von und zu Mitsubishi haben wir ja in Sydney verscherbelt und für fünf Tage lohnt es sich nicht wirklich, ein Neues zu beschaffen.
Somit sollte es auf diese kurze Reise mit einem wunderbar besprayten Klapper-Bus gehen, wir wussten zwar nicht im Ansatz, wer Ron Burgundy ist, er schmückte auf jeden Fall unseren Wagen.
Und immerhin hat er schon gute 432.000 km mitgemacht, kein Wunder, dass dieses Stückchen Blech auf Rädern ein wenig klapprig daherkam. (:


Mit diesem treuen Freund hatten wir vor, über die Great Ocean Road, durch die Grampians und im Anschluss wieder nach Melbourne zu klappern. Also fingen wir auf diesem langen Küsten-Highway an, der zu großen Teilen direkt an Meer und Klippen vorbeiführt und für grandiose Ausblicke sorgt.


Mit den Wellen als direktem Nachbar, unzähligen Känguru- und Koalaschildern am Straßenrand und Aprés Ski- und Karnevalsmusik aus den alten Autoboxen ging es auf der mittlerweile schon völlig normalen linken Straßenseite als Fahrstrecke an der Südküste Australiens entlang.



Auf die Tierwelt hingewiesen wurde aber auch nicht umsonst, während wir in den gesamten sieben Monaten zuvor noch keinen einzigen dieser ach so „typisch australischen“ Koalas gesehen haben, sollten sich uns in diesen Tagen gleich ganze Scharen, Kolonien und Stämme präsentieren, die in sämtlichen Baumkronen verteilt hingen, an der ganzen Straße entlang.



So konnten wir von Zeit zu Zeit anhalten, ein paar Fotos schießen und den süßen Pelzträger bei ihren Aktivitäten zuschauen. Wobei das „aktiv“ in diesem Wort eher unangebracht ist, abgesehen von einem ein paar Eukalyptusblätter fressenden Koala hingen all die Restlichen faul, halb schlafend, halb gammelnd auf dünnen Ästen rum. Wir haben noch nie sowas von faule Tiere gesehen, hier mal das Aktivste, dass sich uns gezeigt hat. (:


Und während man da so bei immer noch nicht allzu gutem Wetter am weiten Ozean vorbeisaust, klappert oder tuckert (wie auch immer man es nennen mag), passiert man auch so manches Highlight am Wegesrand. (:
Neben dem ein oder anderen in der Gegend hängenden oder im Lande hüpfenden Getier kommt man an der Great Ocean Road auch zu den „Zwölf Aposteln“, zwölf im Meer stehende Steinsäulen, die definitiv für grandiose Aussicht sorgen.





Wenn auch zwei bis vierundvierzig Wolken weniger ganz nett gewesen wären, es war echt ziemlich beeindruckend, wie riesige Wellen (und auch wenn ich es schön mehrmals geschrieben hab, diesmal waren es definitiv die Größten bisher) vor diese gigantischen Felsen feuerten. Oder an den Strand. Oder durch die als „London Bridge“ bekannte Gesteinshöhle.



Egal, an welchem „Scenic Lookout“ man an dieser Straße anhielt, überall zeigt sich ein anderes spektakuläres Naturschauspiel. An manchen Stellen kam man bis hinunter an den Strand, um das Ganze auch mal von unten zu betrachten und Walther mal eine Runde spazieren zu führen, …


…, manchmal blieb einem nur der wunderbare Blick von oben.


Die Abende wurden an irgendwelchen Free Camping Spots verbracht oder einfach abgeschieden in kleinen Trucker-Parkbuchten. Mit unserem bunt-fröhlichen Bus konnte es auch eigentlich keinerlei Probleme geben. Dieser nette Campervan bietet nämlich nicht nur beim Fahren auf der mit gut alten Polstern ausgestatteten Sitzbank genügend Platz, in diesem von innen komplett beschriebenen und kreativ bemalten Bus gibt es von Tisch und Stühlen, Deckenleuchten und sogar optisch mehr als ansprechenden Gardinen alles, was das Camperherz begehrt. (:


Sogar im Kofferraum kann man sein semi-professionelles Küchenequipment auspacken und die ein oder andere Köstlichkeit zusammen pfuschen. (;


Und wenn man nicht im Innenleben rumhängt, kann man auch auf der Gartenmöbelgarnitur gammeln und beispielsweise einen Teil der 1,7 kg Würstchen braten, die wir uns zu dritt gekauft haben. Denkbar klug, es gab also Würstchen zum Abendbrot, Frühstück, Mittag, und so weiter. (:
Walther hat uns beim Verzehr leider nicht so wirklich geholfen, der hing eh die meiste Zeit faul im Liegebereich oder in der Windschutzscheibe herum. (:


Nach guten anderthalben Tagen Great Ocean Road ging es dann weg vom Meer, weg von Strand und weg von Tausenden Asiaten, die sich in ganz Australien um all die touristischen Punkte verteilen. (:
Als zweites und letztes Hauptziel dieses echt kurzen Trips standen die Grampians an, ein bergiger Nationalpark, der uns im Ansatz an unsere Wanderung durch Tasmanien zwei Wochen zuvor erinnern ließ. Nur dass wir dieses Mal ein wenig schneller vorankamen, auch wenn unser rollender Freund bei so manchem Anstieg ein wenig zu kämpfen hatte. (:


Der Abstecher in dieses Naturschutzgebiet hat sich insgesamt sowas von gelohnt, dieses Mal mussten wir für tolle Gipfelblicke auch nicht ganz so weit laufen, der Süden Australien ist teilweise doch ziemlich touristisch veranlagt, was einen förmlich fast auf den Gipfel düsen ließ.
Wo wieder wunderbare Klippen, Täler, Berge und Aussichten auf uns warteten.




Wir werden ohnehin noch zu richtigen Naturburschen - Wandern, Gipfelblicke genießen, Hornhaut unter den Füßen trainieren und aus Flüssen und Seen trinken. (;
An Wasserquellen wie diesen sollte es auch dort nicht fehlen, das nicht ganz so gute Wetter in den letzten Tagen machte wieder einige Wasserfälle sehenswert, auch wenn die Sturzbäche und reißenden Ströme aus Tasmanien schon noch ein wenig beeindruckender waren.



Zumal sich das Wetter optimal gewendet hatte, blauer Himmel und extrem sommerliche Temperaturen machten uns die Zeit in der Natur und den Fakt, dass in Deutschland selbst nach Ostern noch Schnee liegt, noch ein Stückchen schöner.
Ohne jeglichen Zeitdruck konnte so in die sonnigen Tage hineingelebt werden, unterbrochen von diversen Würstchenverzehr-Pausen. Mal mit Rührei, mal mit Pfannkuchen, solang der Ausblick stimmt, stimmt der Geschmack eigentlich auch. (:


Auch in den Grampians war die Tierwelt nicht wirklich weniger spannend, dort hingen zwar keine faulen Koalas mehr rum, man konnte aber kau vermeiden, die unzähligen Kängurus auf so vielen Grünflächen und in so vielen Gebüschen zu sehen.
Während man von Zeit zu Zeit echt ziemlich massive Mörderkängurus lustig durch die Gegend hüpfen sah, …


…, saßen hier und da richtige Gruppen dieser hyperaktiven Sportsfreunde herum.


Wir haben auch zeitweise versucht, es diesen bewegungsfreudigen Zweibeinern nachzumachen. Auch wenn die Wanderungen in diesen paar Tagen etwas kürzer ausfielen und die Höhendifferenzen liebenswürdigerweise nicht ganz so groß waren, sind wir recht gut rumgekommen, von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt und auf Klippe und Gipfel.




Wunderbare Ruhe gemischt mit unglaublichen Freiheitsgefühlen machte sich zu Genüge breit, eigentlich war jeder Stopp, den wir dort so angingen unmenschlich schön. Überall hatte man grandiose Blicke über endlose Täler garantiert, was uns auch an so vielen Punkten zum Kochen, Dösen und entspannten Nichtstun brachte. Direkt an mächtigen Abgründen. (:



Eines wunderbaren Morgens haben wir uns sogar der scheinbar unlösbaren Aufgabe angenommen, den Sonnenaufgang von einem der schönsten Lookouts im Nationalpark aus anzuschauen.
Wir hatten aber bereits im Voraus das Gefühl, dass dieser Morgen den wohl epischsten Moment unserer kurzen Reise bergen könnte. Auch wenn das frühe Aufstehen, das Hinausquälen in die morgendliche Kälte und das Über-die-Straße-Schleichen, um in der Dämmerung herum hüpfende Kängurus zu vermeiden, nicht ganz so leicht war, hat es sich ja mal sowas von gelohnt. (:
Während uns schon bei der Ankunft der Himmel mit einem Hauch von Tequila Sunrise völlig beeindruckte, …


, … wurde es mit den ersten zwischen den Bergspitzen hindurch scheinenden Sonnenstrahlen nicht unbedingt weniger schön, …



, … um am Ende das gesamte Tal mit all den Seen und Bergen voll in Szene zu setzen.


Definitiv ein perfekter Start in diesen supersonnigen und warmen Tag, der ansonsten noch mit ein paar kurzen Wanderungen und Aussichten verbracht wurde, um dann leider auch schon wieder Richtung Melbourne umzukehren.
Als kleines Trostpflaster vermehrten sich immerhin wieder die leider viel zu seltenen Aldi Stores, wo selbst angehalten wird, wenn man eigentlich gar nichts braucht. Aber einfach dieses Zu-Hause-Gefühl, dieselben Bodenfließen und Produkte noch in Paketen und Paletten. Und wenn man ganz glücklich ist, findet man sogar einen der seltenen Supermärkte mit „Liquor in Store“, wo man den mit Abstand günstigsten Alkohol dieses Kontinents erwerben kann. (:
Somit ging es für uns wenigstens mit ein paar Schokohasen im Superangebot und einer Stiege vietnamesischen Dosenbier an einen freien Campingplatz am See, um diesen hervorragenden Trip ausklingen zu lassen.


Den letzten Abend mit unserem lieb gewonnenen Rost-Bus genießen, bevor wieder nur noch wir drei alleine dastehen – und Walther. (:


Abschließend sollte der Tag dann ungefähr so abgeschlossen werden, wie er schon begonnen wurde. Nur dass die Sonne dieses Mal nicht von Europa nach hier unten kam, sondern uns verlassen sollte, um den meisten von euch den Tag zu erhellen. (:
Und selbst dabei hat sie wieder einen optimalen Job geleistet, uns eine geballte Ladung Epik in die Augen zu pfeifen.


Eine letzte Nacht zu dritt auf der gar nicht mal so geräumigen Matratze, die letzten paar hundert Kilometer zurück nach Melbourne und schon hatte die Zivilisation uns wieder eingeholt, irgendwie kommt es in der Stadt ein wenig komisch, nur in Unterhose umher zu dümpeln.
Wir leben jetzt für ein paar Tage im gemütlichen 12er-Zimmer direkt in der City, um uns noch ein bisschen den Rest der City anzuschauen.
Heute wollten wir uns nochmal eins dieser völlig verrückten Australian Football Games anschauen, wir hatten zwar keine Ahnung, wer eigentlich spielt, aber das heutige Spiel sollte ungefähr mit Arsenal vs. Chelsea vergleichbar sein.
Leider war die Arena für 100.000 Menschen restlos ausverkauft, somit mussten wir wahren Fans draußen bleiben. Im Regen, immerhin mit Skyline-Blick. (:


Das war's auch eigentlich aus unserer vor-vor-letzten Woche in Australien, der Fakt, dass ich nur noch 13 Tage hier hab ist schon eine Ecke gruselig.
Wir genießen auf jeden Fall noch absolut die Zeit, die uns in diesem monströsen Land bleiben mag, am Dienstag geht's zum Beispiel noch via Flieger zum Ayers Rock, um anschließend noch eine Abschlusswoche im angenehmsten Hostel im angenehmen Syndey zu verbringen - und all das gebührend abzuschließen.


Irgendwie ist es mit der Zeit hier unten auch ein bisschen wie mit der Sonne.
Während wir sie langsam aber sicher untergehen sehen, wissen wir auch irgendwie, dass sie irgendwo anders wieder neu aufgehen wird - und dabei sicherlich an die Brillianz von heute anknüpft. (:


So viel Zeit, so schnell vergangen,
grade doch erst angefangen,
durchweg grandiose Tage,
durchweg optimale Lage,
mit Sonne, Freiheit, Spaß und Bier,
das Leben ist unglaublich hier,
von Sonnenauf- bis -untergang,
noch knappe 13 Tage lang. (:

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