Sonntag, 14. April 2013

Eine Woche voller... ... Rot ...

Tag 221 – 227: Vom Red Centre Australiens zurück nach Hause

Schon ein bisschen gruselig, wie schnell die letzten Wochen hier verfliegen. Während man gerade noch im Raum Melbourne rumhing, sind in dieser Woche schon wieder sieben viel zu kurze Tage vergangen. Rein entfernungstechnisch gesehen fast am anderen Ende der Welt.
Mit sämtlichem Hab und Gut auf dem Rücken ging es mal wieder zum Flughafen, sogar Walther durfte dieses Mal mit. (:


… Um dort mal wieder eine mehr als gemütliche Nacht am Melbourne Airport zu verbringen. Auf butterweichen Plastikbänken von Burger King mit vorbei wehendem Subway-Geruch in der Nase wurden wenigstens ein paar Stündchen Schlaf mitgenommen, bevor es in aller Frühe nach Alice Springs gehen sollte.


Hinein in die absolute Mitte Australiens, wo es an jeglicher umliegender Zivilisation mangelt, dafür allerdings rote Erde im Überfluss vorhanden ist. Schon allein der Blick aus dem Flieger war unfassbar gut, wenn auch eigentlich unfassbar unspektakulär. Aus welchem Fenster man auch immer schauen mochte, es war absolut nicht möglich, irgendetwas außer roter Erde zu sehen. Abgesehen von ein paar Wolken, die gemütlich darüber hinweg zogen.


Im Umkreis von Hunderten Kilometern nichts als ab und an minimalistische Tankstelle mit 2,43 Dollar Benzinpreisen. Wer also da lebt ist schon ein Stückchen isoliert. (:
In Alice Springs haben wir auch zum ersten Mal so richtig Erfahrungen mit den Aboriginies gemacht, dort leben all die Ureinwohner, die von ihren Kommunen verstoßen wurden oder sich für ein westliches Leben entschieden haben.


… Welches sie allerdings auf eine in Australien nicht wirklich angesehene Weise leben. Die knappe Hälfte aller in Alice Springs lebenden Menschen sind Aboriginies – und eigentlich fast immer betrunken. Diese Häuseransammlung im Nirgendwo ist auch die kriminellste Stadt Australiens, viele fühlen sich dort einfach nicht sicher.
Die richtigen Ureinwohner führen allerdings immer noch ein extrem traditionelles Leben im australischen Buschland, fernab der Zivilisation, eine richtig interessante Kultur mit harten Regeln, harten Bestrafungen und großem Glauben.
Jedenfalls ziemlich interessant zu sehen, wie eigentlich zwei Länder in einer Stadt vereint sind… Und irgendwie noch nicht so ganz gemeinschaftlich leben, die ganze Stadt ist voll mit Securities und Polizei, ganz gut trifft es eigentlich die Aussage einer Ureinwohnerin, die uns kurz angehalten hat – „Welcome to England.“
Wenn auch eine Stadt der etwas anderen Art und Weise, für ein paar Tage definitiv interessant, mit verdammt unterschiedlichen Kulturen und den fast schon traditionell gewordenen Sonnenuntergangsmomenten. (:


Nach ein paar Stunden in der „Wüstenmetropole“ ging es allerdings schon weiter, ab auf eine 3-Tages-Tour durch die größte Einsamkeit, die man wohl überhaupt irgendwo sehen kann.
Mit einer ziemlich amüsanten Gruppe fuhren wir für ein paar Tage in die „nur“ 500 km entfernten Nationalparks, die uns noch ein paar grandiose Erlebnisse verschaffen sollten.
Wann auch immer man auf der stundenlangen Fahrt aus dem Fenster sah, das Bild auf der anderen Seite Glasscheibe sah irgendwie immer gleich aus – gleich rot, gleich leer, gleich einsam.


Ein langer Asphaltstreifen quer durchs Land, konsequent geradeaus führend, brachte uns 3 mit 18 anderen freundlichen Personen ins Gebiet des als „Ayers Rock“ bekannten Felsens, den man aus Respekt zu den Aboriginies aber nur „Uluru“ nennen sollte.
Was sich auf der Busfahrt schon andeutete, blieb auch eigentlich durchweg dasselbe, es wurde nicht weniger rot und leer. (:
Dafür aber immer schöner, als von Zeit zu Zeit ein paar der riesigen roten Felsen aus dem Nirgendwo ragten.




Die Tage wurden hauptsächlich damit verbracht, zwischen, neben und auf diesen Brocken herumzulaufen. Und auch wenn der Blick auf rote Einöde und Felsen erstmal nicht ganz so spektakulär klingt, haben wir zum Abschluss unserer Zeit hier unten noch so mit das Schönste gesehen.
Und ordentlich Fotos gemacht. Was euch einen mehr als bilderreichen Sonntagnachmittag einbringt. (:
Tolle Aussichten und Gesteinsformationen gab es immerhin zu Genüge, ob nun nach vorne...


... oder ein paar Meter nach unten. (:


Völlig abwechslungsreich mischte sich ab und an auch der ein oder andere Farbtupfer Grün in die Farbpalette ein, auch wenn es sich dabei meist um ein paar ausgetrocknete, gräulich angehauchte Halme und Blätter handelte. (:
Schließlich liegt das ganze Gebiet in der Wüste, wo sich nicht allzu oft Wasser hin verirrt.



Somit wurde auch das Umherwandern von Felsen zu Felsen ziemlich heiß. Was uns zwar die zuvor in Sydney fast verlorene Bräune zum Großteil zurückgab, den konstant stechenden Käsefußgeruch im Bus allerdings gut förderte. (:



Mindestens genauso schön und spektakulär wie die ersten unbekannteren Felsen, die man sich so angeschaut hat, war der Uluru. Kein Wunder, dass man ihn auf so ziemlich jedem Australiensouvenir findet. Es ist der größte Felsen der Welt, eigentlich wie ein großer Stein. (:
Noch dazu der rötlichste, den wir je gesehen haben.


Ein verdammt beeindruckender Blick aus der Ferne, egal ob man gerade dabei war, spektakulär über ihm zu fliegen, ...


..., oder ein bisschen armselig über ihn zu stolpern. (:


Deswegen haben wir auch gleich Sonnenuntergang und am nächsten Morgen in aller Frühe den Sonnenaufgang angeschaut, was den Uluru nur umso rötlicher scheinen ließ. (:





Generell sind wir zu richtigen "Suncatchern" geworden, nach wunderschönen Sonnenauf- und -untergängen in Tasmanien und den Grampians, wurde in der Wüste eigentlich so alles mitgenommen, was die Sonne da so am Himmel treibt. Allesamt top Momente, vor allem, wenn Himmel, Felsen, Boden, Füße und Hände komplett rot sind. (:



Um im Anschluss aber nicht im Dunkeln zu sitzen, gab es halbe Holzsammel-Exzesse. (:
Das hat sich dort nur etwas komisch gestaltet. Die Sonne verbrennt alles, was sich dort so Baum schimpft, wenn man das Holz anfasst hat man schon ordentlich Hände voll Asche.
Somit lassen sich die toten Äste wenigstens leicht abbrechen, um am Abend ein gigantisches Lagerfeuer aufzutürmen. (:



Welches sogar optimal zum Kochen genutzt wurde. Neben nahezu langweiligen Hauptspeisen gab's sogar Dessert, auch wenn wir vielleicht was anderes erwartet hätten.
Als einer der Guides mit zwei Känguruschwänzen ankam und diese noch für 30 Minuten in glühende Kohlen eingrub, konnten wir uns eigentlich beim besten Willen nicht vorstellen, dass diese kulinarische Abweichung schmecken kann.
Wir wurden allerdings mehr als nur überrascht, richtig, richtig leckeres Fleisch. Auch wenn man sich schon ein wenig komisch gefühlt hat, wenn man daran dachte, was man da gerade in sich reinhaut. (:



Und wenn dann irgendwann auch die letzte Flamme keine Lust mehr hatte und von Minute zu Minute mehr Sterne sichtbar waren, wurde es auf keinen Fall weniger schön.
Noch nirgendwo haben wir auch nur im Ansatz so viele Sterne gesehen, die Milchstraße wurde mehr zum Highway, ein dicker, weißer Streifen am Himmel, umgeben von unzähligen anderen Sternen.
Geschlafen wurde somit unter diesem Hauch von geballter Romantik, einfach zwischen roter Erde und einem Schlafsackbier. (:


Neben so manchem Känguruschwanz kam es auch zu anderen animalistischen Beobachtungen. Ich hatte bislang keine Ahnung, dass es in Australien Kamele gibt, diese versoffenen Höckerträger haben wir jedenfalls ein paar Mal umher schlendern sehen. Mit übertrieben dünnen und falsch herum einklappbaren Beinen, ein wenig ausdruckslosen Augen und sabbrigem Maul haben sie uns auf jeden Fall völlig überzeugen können. (:


Und neben ein paar ausgefalleneren Kollegen, wie dem ziemlich überragenden "stachligen Teufel", ...


..., mangelte es auch nicht an etwas für Australien typischeren Tieren. (:



De meisten steckten nur in den Zäunen einer Aufpäppelstation, eigentlich so ziemlich das einzige vom Menschen errichtete, was wir dort so finden konnten.
Auf jeden Fall alles in allem ein überragender Trip, klasse Leute, klasse Landschaften und immerhin können wir jetzt sagen, mal an einem Känguruschwanz geknabbert zu haben. (;
Und jetzt sind wir schon wieder zurück zu Hause. Gute 4 Monate meines Australienaufenthalts, also eigentlich über die Hälfte, hab ich im Balmain Backpackers in Sydney verbracht. Hier hab ich gleich zu Beginn mit meinen zwei Schwaben und dem herzallerliebsten Gerrit meine Mitreisenden gefunden, zahlreiche andere Verrückte getroffen, viel gearbeitet und gefeiert. Und somit irgendwie ein zweites zu Hause gefunden. (:
Auch wenn man sich auch ein wenig auf ein etwas saubereres und komfortableres Heim in ein paar Wochen freut. Aber bis es soweit ist, werden nochmal die letzten Tage im phänomenal schönen Australien verbracht.


Jetzt in den letzten Tagen nochmal ein paar der Leute treffen, die uns seit August zur freundlichen Ersatzfamilie geworden sind, nochmal unsere Lieblingsplätze hier abklappern und dann... Darüber wird wohl erst am Freitag nachgedacht. Wohin auch immer uns die Füße tragen werden, wir freuen uns drauf - ob nun mit oder ohne Schuhen. (:


In fünf Tagen schon vorbei,
Reisen, Schuften, Feierei,
Highlights um die Wette jagen,
an den viel zu kurzen Tagen,
auch wenn das alles bald vorbei,
auch wenn wir nicht mehr ganz so frei,
denken wir uns obendrein,
woanders wird's kaum schlechter sein. (:

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