Samstag, 10. November 2012

Von unterwegs.

Und weg waren sie. (:

Der Tagesablauf sah die ersten Tage eigentlich immer recht gleich aus – und hat auch gut funktioniert.
Am Abend wird immer ein kurzer Blick in unseren wertvoller als gedachten Australienatlas geworfen und sich irgendwas, was in recht guter Entfernung liegt und irgendwie „schön sein könnte“, ausgesucht.
Aber egal, ob man hier einfach durch die Pampa fährt oder durch kleine Orte, irgendwie könnte man überall anhalten. Verglichen mit dem, was wir bereits jetzt in den ersten Tagen erlebt und gesehen haben, war Sydney ein ganz schön großer Witz. (:
Nach diversen Wegfindungsschwierigkeiten in unserem teilweise brutal warmen Auto, kommt man dann meist irgendwann am geplanten Ort an, ohne vorher überhaupt gewusst zu haben, wie es da aussieht, was es da gibt und wo man schlafen soll.
Das stellt in den meisten Fällen eigentlich kein großes Problem dar, wir müssen eben nur immer irgendeine ruhige Ecke finden, da wir eben zu viert sind und somit immer Zelte aufstellen müssen.
Somit geht täglich die neue Suche nach einem Ort los, wo uns die netten Männer mit Scheibblöcken keine saftige Rechnung ausstellen können…
Dabei sieht es eigentlich immer gleich, so vollkommen das Prinzip unseres Trips beschreibend, aus:
„Ähm, wo lang, Jungs?“
„Probieren wir’s mal mit links?“
„Hmm. Warum auch nicht.“

Abgesehen vom Sonnenuntergang und dem eigentlich stets vorhandenen Hunger treibt uns hier schließlich gar nichts an.
Wir haben Zeit, gaaanz viel Zeit.
Und ständig stellt sich das Gefühl ein, dass das, was wir in am vorherigen Tag erlebt haben, überhaupt nicht mehr getoppt werden kann, bis man am nächsten Tag noch schönere Dinge sieht.

Nachdem wir am Morgen der Abreise erstmal vollkommen erfreut feststellen durften, dass unsere Freunde aus dem Hostel in der letzten Nacht unser Auto mit Graffiti zu einem echten „Beast“ verwandelt haben, wussten wir erst nicht so recht, was wir von diesem Geschenk halten sollten. Da wir übrigens dank einem grandiosen Tipp von Fräulein Internet bekamen, dass man das einfach mit Benzin wegwaschen kann, haben wir all das Unleserliche weggemacht und erstmal nur das gelassen, was unser Auto zu einer echten Roadtrip-Karre macht.
Und den absoluten Vrooom-Sound an der Ampel noch unterstreicht.

                              
Das Einpacken sämtlicher Gegenstände in unseren ach so großen Pajero bereitete uns allerdings doch größere Probleme, als erwartet, immerhin muss das komplette Ein-Jahres-Gepäck von 4 Leuten hinein. Also haben wir erstmal den sechsten und siebten Sitz entsorgt und gestopft, wo es nur ging.


Tag 1: Sydney – Ku-Ring Gai Chase National Park

Nach einer Menge geschüttelten Händen und gedrückten Körpern, ging der ganze Spaß auch schon los, einfach wahllos einen Ort auf der Karte ausgesucht und hingefahren – wird schon schön sein. (;
Zwischendurch wurde noch ein kurzer Stop am Palm Beach, dem nördlichsten Punkt Sydneys eingelegt.
Dort gab es zwar weit und breit keine Palme am Strand, aber genial war der Blick über die riesigen Dünen schon.


Da sich die Sonne aber auch langsam mal eure Seite der Erde erleuchten wollte, mussten wir uns auch recht zügig irgendwas Ruhiges zum Schlafen suchen. Schon allein die Straßen durch die Nationalparks sind echt paradiesisch. Nur irgendwie war alles entweder viel zu bewachsen oder zu dicht an der Zivilisation.
Bis wir - schwups – auf einmal mitten ein ausgetrocknetes Flussbett fanden. Dahin mussten wir mit unserem Camping-Equipment zwar erstmal ein paar hundert Meter durch sumpfiges Gelände kraxeln, aber schließlich wollte man ja auch auf nichts verzichten.


So wurde also ein Stückchen Natur in ein Wohnparadies verwandelt. Nagut, annährend zumindest. (:


In der Nacht ist es dort so verdammt ruhig und dunkel, vollkommen gegensätzlich zu Sydney. Das einzige Licht kommt von den Sternen (und unserer romantischen LED-Kurbellampe), ständig raschelt es um Einen und man spinnt laufend herum, was für Geschöpfe hier um zu Gange sind.
Wer braucht da blöde Gruselgeschichten. (:
Nach der ersten und überraschend echt angenehmen Nacht auf unseren aufblasbaren Queensize-Matratzen, dem verzweifelten Versuch, alles gut in den Kofferraum zu bekommen und ein bisschen Ei&Speck später, kamen wir endlich mal wieder zu 'nem richtigen Strandtag.

Tag 2: Ku-Ring Gai Chase National Park – Brisbane Water Park

Erst mit dem Auto durch eine wundervolle Gegend, eine Stunde via Fuß zum vom Reiseführer als „schön“ angekündigten Strand und ein paar herausgefallenen Augen später, waren wir alle an dem traumhaftesten Strand, den wir je gesehen haben.
Wir waren die allereinzigsten dort, vor uns erfrischend kühles Wasser, hinter uns fast regenwaldartige Landschaft. Und wir mittendrin. (:


Ich weiß gar nicht, wie oft wir baden waren und uns über die nervigen Geräusche der komischen Vögel hier aufgeregt haben, aber man hat sich nach guten 2 Monaten Großstadtleben einfach so völlig zufrieden und endlich mal einsam gefühlt.


Da wir allerdings den ganzen Weg wieder zurück mussten und uns mal wieder eine abgelegene Stelle zum Schlafen suchen mussten, wurde der eigentlich gewünschte 87-Stunden-Aufenthalt leider eher abgebrochen. (:
Auf dem Weg haben wir dann auch überraschenderweise auch gleich unser erstes Känguru getroffen, diesmal vollkommen ohne Spieß und auch nicht in Plastik eingeschweißt.
Und nein, es ist kein Suchbild, nur irgendwie hat es sich, nachdem es uns entdeckt hat, im Gebüsch verkrochen… Komisch.


Der restliche Tag war eigentlich gänzlich von Schicksalsschlägen und vollkommen unrealistischen Zufällen geprägt.
Mal wieder auf der Suche nach irgendeiner Unterkunft, tippen wir blind auf eine Ausfahrt von der Autobahn und fahren über das praktische „Links-oder-Rechts-Spiel“ irgendwo ins Nirgendwo.
Und wir haben natürlich nichts Besseres zu tun, als zwei Deutsche, die das Hostel ein paar Tage vor uns verlassen haben, in irgendeiner Sackgasse in Mooney Mooney wiederzutreffen.
Sozusagen vom Schicksal auserkoren, zusammen einen Schlafplatz zu suchen, sind wir nach ewigem Suchen und verdammt holprigen Strecken wieder mal an einen so fantastischen Ort gekommen, an dem man sich denkt, dass man wohl nie wieder sowas Schönes zu sehen bekommt.
Ich hab noch nie an einem epischeren Ort Abendbrot gekocht, gegessen, getrunken und geschlafen.


Der Blick in, welches Tal auch immer es war, irgendwo zwischen Keine-Ahnung-Wo und Irgendwo-im-Nirgendwo, war echt unbeschreiblich. Da hat Zelt aufbauen, Auto in mühevoller Kleinarbeit aus- und wieder einräumen und mal wieder Nudeln mit viel zu wenig Soße essen gleich 34-mal so viel Spaß gemacht.


Tag 3: Brisbane Water Park – Wattaga National Park

Allerdings mussten wir am nächsten Morgen noch vor um 7 aufstehen, damit wir schnell alle Zelte abbauen und den ein oder anderen Tausender sparen konnten. (:
Da uns das tägliche Hin- und Herpacken allerdings ziemlich auf die Nerven geht, mussten wir uns langsam mal einen Dachträger besorgt. Weil ja wie schon das ein oder andere Mal erwähnt, in Australien alles um Einiges teurer ist, bezahlt man hier selbst als armer Backpacker mal eben 400 Dollar für das bisschen Luxus und Platz. Die letzten Tage konnten wir nicht mal richtig einkaufen, weil einfach alles zu viel Raum einnahm. (:
Da wir uns vom extrem anstrengenden Rumgammeln an Klippe und Strand echt ausgelaugt gefühlt haben, wollten wir erstmal ein wenig Ruhe haben, was uns in den nächsten National Park trieb, wenn auch erst nach mehrmaligem Verfahren.
So haben wir wenigstens mal unseren Jeep ordentlich testen können, auch wenn er jetzt reif für einen ordentlichen Regenguss wäre.


Der anschließende Mittagsschlaf wurde allerdings durch wildes im-Gebüsch-Geraschel vorzeitig beendet. Peter, unsere lieb gewonnene Waldechse, wollte sich prompt mal vorstellen. (:


Wie wir allerdings recht schnell rausgefunden haben, ist das Tier allerdings ein wenig zu langsam und zu planlos, um uns irgendwas antun zu können.
Ist irgendwie ein ganz komischer Mix aus Schlange und Krokodil und sieht von der Größe her jetzt auch nicht sooo ungefährlich aus.



Irgendwie haben wir bislang immer echt Glück gehabt mit der Schlafplatzsuche.
Immer noch zu sechst unterwegs, haben wir sogar absolut komfortabel gewohnt. Von wohl temperierter Bachdusche bis hin zum Zeltplatz unter Palmen war alles dabei. (:


 Um das Natur- und Männlichkeitsgefühl noch gänzlich abzurunden, mussten wir uns natürlich auch einer Aufgabe widmen: Feuer machen!
Nach dem ein oder anderen „Baum fällt!“ und einer Menge Sägen war dann auch das Abendessen gesichert, wobei uns immer noch wundert, dass unsere Grillkonstruktion durchweg funktionierte. (:




Peter kam auch noch das ein oder andere Mal wieder, blieb allerdings gewohnt friedlich und höflich. (;
Netter Kerl.

Tag 4: Wattagan National Park – Wyong

Auch wenn wir ja ursprünglich die Ostküste hochwollten, sind wir auch am Tag 4 noch in Sydneys Einzuggebiet rumgedümpelt. Das Liefern der Dachträger brauchte noch etwas, weshalb wir noch eine Nacht irgendwo in der Region verbringen mussten.
Also, einfach drauflosgefahren, nur mit Karte in der Hand und dem Fahrtwind im Haar in die Übermetropole Wyong gedüst, genauer gesagt in irgendeinen Wald in der Umgebung.
Diesmal mit noch größerer Vorsicht und Eile den halben Kofferraum auf einen Felsen im Gebüsch geschafft und was auch sonst, erstmal ausgeruht. (:


Jeder Schlafplatz ist irgendwie auf andere Art und Weise schön, die Landschaft hier hat so verdammt Unterschiedliches zu bieten. Somit zählt auch dieser Schlafplatz zu der Top 7 unserer 7 bisherigen Schlafplätze. (;

Tag 5: Wyong – Gosford

Tag 5 war denkbar unspektakulär, wir mussten unseren wertvollen Dachträger aus Gosford abholen.
So sind wir also nach 5 Tagen schon fast ein klein wenig voran gekommen, immerhin eine Stunde nördlich von Sydney. (;
Dachträger wurden allerdings optimal angeschraubt, unser Gruppenelektroniker hat sich auch mal unserem Radio und Zigarettenanzünder zum Laden gewidmet und irgendwas so hingerichtet, dass mittlerweile alles wieder geht, ganz ohne teuren Vollprofi.


 Dann also alle Taschen aufs Dach geschnallt und mit Unmengen an Platz den Aldi leergeräumt.
Fast wie geplant durch den urplötzlich anfangen Regen auf irgendeinen Parkplatz getrieben und aufgrund der  wettertechnischen Umstände erst Filmabend im Auto gemacht und anschließend dort zu viert geschlafen, weil es draußen durchweg gewittert hat.
Dabei haben dann auch die „Unmengen an Platz“ nicht vor einschlafenden Füßen und unglaublicher Wärme geholfen. (:
Dennoch ein Erlebnis.


Tag 6: Gosford – Newcastle – Barrington National Park

Nun also endlich sämtliche Utensilien zusammen, fiel uns urplötzlich unsere eigentlich geplante Reiseroute wieder ein, was uns dann auch endlich ein Stückchen nördlicher brachte.
Diesmal mit ordentlich Platz im Auto auf nach Newcastle, der zweitgrößten Stadt des Bundesstaats – und dennoch in keinster Weise mit Sydney vergleichbar.
Nach Wolkenkratzern, Menschenmassen und Großstadt sucht man dort vergeblich, alles war vollkommen entspannt, klein und ruhig.
Derart viele Leute gehen dort barfuß durch die Stadt, quatschen dich an und scheren sich einen Dreck um ihr Erscheinen anderen gegenüber.
So sind wir also einfach ein wenig durch die „Innenstadt“ geschlendert, nur irgendwie hatten wir doch schon nach recht kurzer Zeit das Gefühl, so ziemlich alles Wichtige gesehen zu haben – Kunstgallerie eingeschlossen.
Um den kulturellen Wert der Reise nicht völlig in den Keller sinken zu lassen… (;
In Newcastle sollte sich auch unser Tierlexikon vervollständigen, während wir „zur Abwechslung“ mal Baden gehen wollten. Zuerst waren wir irgendwie leicht verunsichert, als auf einmal 3 nette Dreiecke aus dem Wasser ragten und ein Surfer noch genau darauf zupaddelte.


 Wie sich allerdings recht bald herausstellte, waren das lediglich vollkommen überdrehte Delfine, die ständig aus dem Wasser schossen, nur um sich denkbar akrobatisch in der Luft zu verbiegen.
Nette Gratis-Show. (:
Der Schlafplatz wurde diesmal sogar gänzlich organisatorisch im Voraus geplant, um mal richtig im Regenwald zu Campen sind wir ein ganzes Stück ins Inland gedüst, über völlig verlassene Landstraßen und geniale Landschaften, hin zum Barrington National Park. Wir fanden uns also in schwindelerregenden Höhen, Regenwald und durch Flüsse versperrten Wegen wieder. (:


Unsere in den letzten Tagen mehr als lieb gewonnene Freundin Regen, hielt uns auch an diesem Abend die Treue, wollte uns die ganze Nacht nicht verlassen, frühstückte und packte sogar mit uns. (:
Also ab mit dem ganzen nassen Gelumpe, den aufgeweichten Zelten und Matratzen auf die Dachträger, die ihr Geld im Nachhinein betrachtet auch echt wert waren.


 Tag 7: Barrington National Park - Taree

Der Rückweg wurde durch die Regengüsse allerdings nicht wirklich vereinfacht.
Bäume lagen auf der Straße und Flüsse traten teilweise über die Straßen, was uns endlich zum ersten richtigen Einsatz unseres Allradantriebs brachte.


 Die 4 netten Kerle ziehen dich richtig die aufgeweichten Straßen nach oben und machen unser Biest noch ein wenig biestiger. In dem Zusammenhang sollte ich wohl aber nicht erwähnen, was das Ding auf 100 km schluckt, daran sollte man wohl auch nicht denken, sonst würde der enorme Fahrspaß am Ende noch gesenkt. (;
Nach schier endlosem Rungehumpel und –gepumpel über weiche und huckelige Nationalparkstraßen, kamen wir in Taree an, eine noch gemütlichere und entspanntere Stadt an der Küste.
Also gab’s nur eine schnelle Pizza (und dabei war es nicht mal Pizza Tuesday) und einen flinken Einkauf, um endlich zum freien Campingplatz nördlich von Taree zu kommen, natürlich wieder: im Nirgendwo. (:


 Der Nachmittag dort wurde fast gänzlich mit dem Trocknen von Zelten und Klamotten gefüllt, was uns einen laaangen Tag am Lagerfeuer brachte. (:




 Tag 8: Taree – Port Mcquarie
Gänzlich trocken, satt und zufrieden ging es also heute auf nach Port Mcquarie.
Dort sitz ich momentan in einer kleinen Kaschemme, die Einem aber wenigstens gutes Internet bietet. (:
Viel gibt’s noch gar nicht zu berichten, nur das Koala Hospital klang unbedingt anschauenswürdig.
Aber dass das sooo faule Tiere sind, konnte ja kein Mensch ahnen. Von vielleicht 15 Koalas im Krankenhaus haben 13 geschlafen, einer mit dem Kopf gewackelt und einer sich wie verrückt gekratzt.
Dennoch Tiere mit Haustierknuddelfaktor.
Der passt dann aber leider doch nicht ins Auto. (;


 Jetzt geht’s also noch durch sämtliche überdachte Highlights der Stadt, es regnet heut mal wieder. (:
Mit Blick auf das Wetterdiagramm für nächste Woche mit bis zu 35 Grad im Schatten, klettert die Laune allerdings wieder gen Himmel. Wenn sie überhaupt je tiefer war.

Die Zeit ist momentan einfach so, wie wir sie uns gewünscht hatten. Eigentlich noch viel schöner.
Ohne Zeitdruck, Pläne und irgendwelche Zwänge losfahren und irgendwann irgendwo ankommen.
Ich meld mich also wieder, wenn ich dann in Irgendwo irgendwann Internet haben sollte. (:
So lang genießen wir das Leben und lassen Haare  Ich hoffe, ihr tut es uns gleich.
Erholt eure informationsüberladenen Augen bis nächste Woche. (:

Wo wollen wir hin, wann komm'n wir an?
hier ist's schön, fahr doch mal ran,
einfach planlos durch die Welt,
nichts was uns stresst, nichts was uns hält. (:



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