Freitag, 16. November 2012

Sommer am laufenden Strand. (:



Überleibsel von Tag 8: Port Mcquarie – Hat Head National Park

Da Port Mcquarie abgesehen von gelangweilten Koalas, freiem Internet und dem ein oder anderen Schnickschnack-Laden nicht viel für uns zu bieten hatte, kurvten wir prompt im gänzlich vorgeheizten Auto noch ein Stückchen nördlicher.
Diesmal allerdings mit ein wenig mehr Plan, wir wussten immerhin wohin wir wollten, einen regenwaldartigen Nationalpark direkt an der Küste, der noch dazu den denkbar blöden Namen Hat Head trägt, fanden wir irgendwie anziehend. (:
Dass wir wohl auch nicht enttäuscht werden sollten,  wurde uns eigentlich schon auf dem Weg dorthin klar, der unseren fahrenden Freund erstmals im Sand testen sollte.


Da fingen sowohl Seele, als auch Duftbäumchen an zu baumeln.
Wer allerdings im Besitz eines Allradwagens ist, sollte vielleicht nicht unbedingt versuchen, mal nur mit Heckantrieb voranzukommen, wenn er nicht gerade Lust auf ein ungeplantes Workout hat. (:
Nach dem ein oder anderen Nachschlag im Handbuch und geballter animalischer Kräfte, konnten wir allerdings unsere absolut geniale Tour über den Strand fortsetzen.


Nun also um eine Fuhre Sand und Salzwasser reicher, am geplanten Zeltort angekommen und flink aufgebauter Campingstelle im Rücken, hatten wir erst mal richtig die Gelegenheit, den verwunderlicherweise wieder fast menschenleeren Zeltplatz zu erkunden.
Und auch wenn Strand und Düne schon langsam an Helligkeit und Farbe verloren hatten, war uns irgendwie klar, dass wir hier nicht morgen schon wieder abreisen können.


Tag 9: Komplett am wunderbaren Hat Head

Drum dachten wir uns, wer viel reist, der braucht auch ab und an mal ‚ne Pause, ein bisschen Ausruhen und Erholen sollte drin sein.
Also wurde sich von „früh“ (diesmal auf der Zeitskala um ein paar Stündchen nach hinten verschoben) bis „spät“ (also bis Haut, Kopf und Glieder der niemals enden wollenden Sonne nachgeben mussten) an den Strand gebrezelt.
Ich hab noch nie derart große Wellen erlebt, wir waren einfach so oft im Wasser, dass man schon gar nicht mehr wusste, ob man sich mal wieder von der knallenden Sonne abkühlen musste oder sich von den Überwellen auf dem Bodyboard gen Sand tragen lassen wollte.


Ansonsten wurde einfach härter gelümmelt, als das Wort im Duden definiert ist. Wenn es dort überhaupt aufgeführt ist. (:
So wurden Hin- und Hergekicke am Strand,


Nervenaufreibende Boccia-Spiele,


und konsequentes Nichts-Tun-als-Rumsitzen zu unseren Hauptaktivitäten erklärt. (:


Das Kochen sollte man hierbei allerdings auch nicht vergessen, wer nach den privaten Einblicken in unseren Einkaufswagen denkt, das wir uns nun mittlerweile knappe zwei Wochen von Reis und Nudeln mit Soße ernährt haben, hat glücklicherweise falsche Vorstellungen.
Wir haben erstmal in größter Vorsicht Fertig- und Dosenzeug für einen halben Roadtrip eingekauft, bis uns aufgefallen ist, dass man auch außerhalb Sydneys durchaus die Möglichkeit hat, das ein oder andere halbwegs frische Lebensmittel einzukaufen. (:
So gibt es eigentlich jeden Tag noch ein gutes Kilo Hackfleisch zu den Nudeln, Hähnchen zum Reis, Pfannkuchen zum Frühstück oder Gemüse zur Soße.
Da hüpfen auch Magen und Immunsystem vor Freude im Quadrat.


Das Essen schmeckt schließlich nicht nur uns, sondern auch unserer Wühlmaus Harry, die uns freundlicherweise besuchen kam und uns beim Säubern der ungewaschenen Töpfe und Abspülen der geöffneten Saucen behilflich war. Nur irgendwie war nächtliches Gepolter und verwüsteter Tisch nicht wirklich sympathiefördernd zwischen dem kleinen Nager und uns. (:

Tag 10: Wer kann sich’s denken? Genau, im Hat Head National Park.

„Wo’s dir gefällt, da bleibe lang.“
Mir fällt zwar kein blödes Zitat ein, dass in irgendeiner Art und Weise diesem ähnlich ist, aber wenn es ein solches noch nicht geben sollte, dann hoffe ich, dass wenigstens dieses zu internationalem Ruhm führt.
Schließlich beschreibt es wunderbar den Punkt, der uns auch noch den kompletten nächsten Tag an diesem Fleckchen Paradies hielt. Irgendwie konnten wir uns nicht trennen, dafür war die Liebe noch zu frisch.
Ein kilometerlanger, weicher Sandstrand, hellblaues, rauschendes Wasser und ganz allein unsere Fußspuren, die man im Sand sehen kann, wenn sie sich auch an diesem Tag eher in Grenzen hielten, es war wieder brütend heiß.
Warum zur Hölle befindet sich kein einziger Mensch an diesem Strand?!


In Deutschland wäre das wohl Touristen- und Partyumschlagpunkt schlechthin. Und das auch völlig zurecht.
Aber im menschenleeren Australien befindet sich logischerweise auch kein Mensch dort.
Und wenn einem das viele Meer irgendwann auf die Nerven gehen sollte, war der Badespaß auch in der strandnahen Lagune garantiert. (:


Körperliche Trägheit und Lust auf eine andere Schlafumgebung als das entweder lila-blaue oder blau-orangene Zelt, ließ uns die folgende Nacht spontan am Strand verbringen.
Auf sich perfekt anpassendem Untergrund, rauschenden Wellen im Ohr und dem Sonnenaufgang als perfekt pünktlichem Wecker, schliefen wir alle auch irgendwie noch besser als ohnehin schon.


Tag 11: Hat Head National Park – Dorrigo

Da wir ja aber nicht nur zum Vergnügen hier sind, sondern auch diverse Verpflichtungen haben, mussten wir ja langsam mal wieder reisen.
Unser Reiseführer war wieder mit dem ein oder anderen Highlight für den kommenden Abschnitt gespickt, von Wasserfällen, tropischen Naturschutzgebieten und sagenhafter Tier- und Pflanzenwelt war die Rede, was den Abschied von unserem persönlichen Traumstrand bisher nicht wirklich leicht, aber immerhin erträglicher machte.
Der erste kam auch prompt nach kurzer Fahrzeit, konnte allerdings unsere noch am Strand hängenden Herzen nicht ganz so gewinnen.


Also wieder ab auf die verlassene Landstraße, durch noch verlassenere Gebiete tuckern, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, tuckern.
Wenn man an den Regenwald denkt, mag man all die tropischen Viecher und dichte Flora und Fauna denken, aber irgendwie lässt man den klimatischen Aspekt ja mal völlig außen vor.
Vielleicht sollte man diese riesigen Gebiete einfach Nebelwald, sehr regnerischer Wald oder meinetwegen auch Schlecht-Wetter-Wald nennen, dann wäre auch uns das vielleicht klar geworden.


Also Im-Auto-Schlafen Klappe die zweite.
Diesmal auf vertauschten Positionen und jemand Anderes mit Lenkrad als Beinblockade.
Aber Zelt aufstellen und nass werden lassen ist bei dem Wetter auch nicht so spaßig. Am Tag darauf haben wir uns erst mal noch zwei weitere Planen gekauft, damit das wohl hoffentlich die letzte Nacht mit übertrieben beschlagenen Scheiben und Beinstarre war.

Tag 12: Dorrigo – Rappville

Man merkt richtig, wie man langsam gen Norden kommt.
Nachdem der Nebel nach stundenlanger Daueranwesenheit endlich mal in sein Loch zurückgekrochen, die Fahrbahn wieder halbwegs sichtbar und die Müdigkeit wenigstens teilweise zurückgegangen war, wollten wir endlich unsere versprochenen Wasserfälle sehen.
Also auf in den Dorrigo National Park und erst mal den kostenlosen BBQ, der hier in nahezu jedem Park steht, für Eier und Speck und das liebevoll gesammelte Regenwasser zur aller oberflächlichsten Grundhygiene nutzen.


Also mit vollkommen frischer Grundeinstellungen in den Regenwaldrundgang, wo wir mal wieder über die Umbenennung nachdachten. Dennoch haben wir den Blick über den spektakulären Mt. Dome genossen, phänomenal. (:


Je tiefer man jedoch in den Regenwald kam, umso schöner wurde es, die Landschaft um einen herum hat uns zwischen Tarzan- und Mogli-Feeling schwanken lassen, da war der Nebel fast schon passend. Alles voll mit gänzlich unbekannten Pflanzen und Tieren.


Nach und nach zeigten sich dann auch die in den Himmel gelobten Wasserfälle, welche auch echt schön waren, wenn auch etwas schwach – die Regenzeit beginnt jetzt erst im November.
Obwohl ich mit Blick auf Plastikplane spannen und im Regen Campen auch gut auf volle Wasserfälle verzichten könnte. (:
Es wird langsam auch immer wärmer, heute hier, mittlerweile einige hundert Kilometer nördlich von Sydney schon jenseits der 30 Grad im Schatten.
Da kam die ein oder andere Liane gerade recht zum, ich verwende es irgendwie laufend im Moment, lümmeln. (:


Der restliche Tag war darauf ausgelegt, nach ein paar Gammeltagen im selben Gebiet mal wieder ein bisschen Strecke zu schaffen.
Also den nächsten kostenlosen Campingplatz ausgesucht, knappe 200 km nördlich.
Aber aus dem Fenster gucken, die frisch gewaschene Mähne wehen und die Unterhose im Fahrtwind trocknen lassen ist mit guter Musik aus den viel zu schlechten Boxen von 1992 echt wunderschön.


Ankommen, aufbauen, Baum fällen, Feuer anmachen, dabei versagen, Feuer nochmal anmachen, Rind mit akkuraten Streifen grillen, satt und zufrieden einschlafen.


Tag 13: Rappville – Byron Bay

Schon allein im Reiseführer war diese idyllische Stadt traumhaft beschrieben, ein Ort voller Backpacker, Strand, barfüßigen Menschen, Nachtleben und perfekter Atmosphäre. Selbst die, die eigentlich nur mal schnell reinschauen wollten, sollen hier letztendlich ein paar Tage bleiben – Herausforderung angenommen. (:
Irgendwie hatten wir das Schicksal immer noch im Kofferraum, weshalb wir mal wieder fast nicht glauben konnten, was uns direkt nach der Ankunft auf irgendeinem Parkplatz wiederfahren ist.
Erst trifft man die beiden deutschen Jungs aus dem Hostel irgendwo in einer Sackgasse im winzigen Mooney Mooney wieder, verbringt ein paar Tage zusammen, trennt sich wieder…
Und trifft sich natürlich um die 500 km nördlicher auf einem Parkplatz erneut.
Zusammen mit zwei weiteren Jungs, die ebenfalls im Hostel unsere Nachbarn waren. Völlig verrückt. (:


Also waren wir mal wieder dazu verdammt, ein paar nette Tage zusammen zu verbringen.
Erst mal ab an den hiesigen Strand, was wir dort wieder so getrieben haben, brauch ich wohl nicht erneut in allen Einzelheiten auszuführen. Da der Strand diesmal allerdings in der Stadt war, tummelten sich dort leider auch sagenhafte Menschenmassen.


Byron Bay ist wunderschön, fast nur junge Menschen, Surfer wohin man auch blickt, einfach eine voll entspannte Atmosphäre.
In Australien wird man generell von jedem angesprochen, irgendwie wurde den Australiern die Freundlichkeit direkt mit dem Mutter-Goon eingetrichtert.
Auch wenn ein paar der laufend verwendeten Floskeln ziemlich nervig sein können.
Wann immer man einen Laden betritt, jemanden grüßt oder auch nur anschaut, wird man gefragt, wie es einem geht. Für deutsche Höflichkeitsmuffel zeitweise echt lästig.
Nach einem „Gut, und dir?“ folgt ein, wer hätte’s schon gedacht „Gut, danke“, was die intime Konversation wieder beendet. (:
Man kommt aber einfach unglaublich schnell mit Leuten ins Gespräch, was uns auch glatt einen netten Abend mit Brad und Reece verbringen ließ.


Nur die ersten zwei von zahlreichen anderen Reisenden, die wir anschließend noch in ein paar der unzählig vielen Clubs in Byron Bay kennenlernen sollten.
So waren wir endlich mal wieder unter Menschen, waren schön feiern und haben mal wieder zu viert im Auto geschlafen, eben die einzige Möglichkeit kostenlos in der Stadt zu schlafen. (:
Wenn auch nicht gerade die bequemste…


Tag 14: Byron Bay

Jetzt sitzen wir hier, in irgendeinem Hostel, in das wir uns reingeschlichen haben, um mal wieder recht gutes Internet zu bekommen.
Und wenn man uns mal genau anschaut, haben wir uns auch schon ganz schön an das australische Leben angepasst.
Wir hängen hier fast schon übertrieben entspannt auf den Sofas rum, mittlerweile fast 17-mal so braun wie noch vor ein paar Wochen, laufen barfuß durch die Stadt und in die Läden und sehen alles irgendwie rosig und schön.
Land und Leute machen es einem aber auch nicht wirklich schwer. Wir reisen noch dazu von „echt gutem Wetter“ zu „eben noch besseren Wetter“ und von „schöner Landschaft“ zu „noch schönerer Landschaft“. Und das noch ziemlich lange. (:


Weiterziehn‘ von Strand zu Strand,
Trotz Sonnencreme Sonnenbrand,
ständig Wasser, ständig Sand,
oh' was ein famoses Land. (:





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