Samstag, 15. Dezember 2012

Insel, Land und wieder Insel.

Überbleibsel Tag 35: Bundaberg – Raststätte Low Mead

Ein wenig komisch war es schon, mal wieder auf asphaltierten Straßen laufen, mehr als 17 Menschen am Tag zu sehen und förmlich notgedrungen übertrieben dick angezogen durch die Gegend zu laufen. Die Woche zuvor fand schließlich komplett auf Sand statt, einsam und verlassen auf Fraser Island – nur wir 5 und ein paar Unterhosen. (:
Um uns also erst mal wieder an all diese komplizierten Umstellungen zu gewöhnen, wurde der Tag in Bundaberg fast gänzlich damit verbracht, irgendwie an freies Internet zu gelangen und mühsam Blog und Facebook zu pflegen. Bis auch die Sonne irgendwann nicht mehr wollte…

Schon bis Bundaberg waren es von Fraser Island aus gute 200 km, aber schließlich mussten wir auch mal wieder ein Stückchen vorankommen, nachdem wir noch 2 Tage länger wie die letzten Verrückten auf der Insel verbracht haben.
So ging’s also am Abend nochmal ab auf die Straße, noch 100 km draufpacken und zur nächsten freien Raststätte an der Landstraße kurven.
Und doch hat man in Australien das Gefühl, kaum voranzukommen. Dafür liegt einfach alles viel zu weit auseinander. (:

Tag 36: Raststätte Low Mead – Agnes Water

Auch wenn wir eigentlich noch innerlich zerrissen waren, Fraser Island verlassen zu haben, waren wir doch schon wieder verdammt heiß darauf, mal wieder ein paar neue Dinge zu sehen und auszuprobieren. Ein freundlicher Australier hatte uns mal vor ein paar Wochen am damals für uns „allerschönsten Strand der Welt“ all seine Geheimtipps gegeben, unter anderem den Deep Water National Park , der an Tag 36 auf dem Programm stand.
Während wir unser Auto nach all dem Sand allerdings erst mal wieder ein wenig schonen wollten, kam uns die Sandstrecke dorthin nicht allzu gelegen, unsere neue Kupplung zeigte jedoch glatt, dass sie es mit der alten aufnehmen kann – zumindest mit halbem Reifendruck. (:


Und um nicht ganz aus dem Alltagstrott herauszukommen, mussten wir natürlich auch erst mal ein mehrstündiges Mittagsschläfchen am Strand einschieben. Das ganze Autofahren macht schließlich auch ziemlich fertig. (;


Zelte und Auto wurden anschließend auf dem anliegenden Campingplatz in Agnes Water aufgeschlagen, dort wartete auch seit 10 Tagen mal wieder eine Dusche, das Seewasser hielt uns zwar recht frisch, aber irgendwie war es doch ein angenehmes Gefühl, mal wieder nach Kokos und Blutorange zu riechen.
Außerdem konnten wir so optimal unsere Allround-Klamotten waschen und uns mal wieder völlig neu einkleiden. (;


Fünf ausgeschlafene Leute und sechs frische Unterhosen waren optimal vorbereitet, einen angenehmen Abend zu verbringen. Vielleicht war es der wohlriechende Duft, vielleicht auch unsere noch viel besser riechenden selbstgemachten Carbonara, die auch noch fünf weitere Deutsche zu unserer Runde bringen sollten.


So folgte auch mal wieder seit langem ein Abend, an dem wir mal nicht vor neun Uhr ins Bett gingen, sonst würden wir ja noch zu den absoluten Schlafmützen werden.

Tag 37: Agnes Water

Campingplatz schön, Menschen nett, Städtchen gemütlich und ein optimales Surfkursangebot sollten uns auch noch die weiteren Tage in Agnes Water verbringen lassen. Für 17 Dollar gibt es hier den günstigsten Surfkurs der Ostküste, der natürlich auch prompt ausprobiert werden wollte.
Erst waren wir noch recht unschlüssig, ob es wirklich so einfach werden sollte, wie es uns der Surflehrer am Strand versuchte vorzumachen. Einfach auf die richtige Welle warten, paddeln, draufspringen und gen Strand gleiten… Auf dem Trockenen sollte das auch schon mal ganz gut klappen.


Danach ging’s ab in die Wellen, mit diesen riesigen Anfängerboards ging das Ganze echt um Einiges leichter, als wir uns das vorgestellt hatten. Man liegt halt ein wenig auf seinem Brett rum, wartet auf die richtige Welle und steht sogar die meisten davon. (:


War einfach ein super Erlebnis und ein grandioses Gefühl, wenn man über die Wellen gleitet und es mit der Zeit auch noch richtig gut klappt. Direkt im Anschluss wurden die nächsten beiden Tage verplant, einfach ohne Kurs ein paar Surfbretter leihen und mindestens genauso professionell weitermachen, wie wir angefangen haben. (;


Tag 38: Agnes Water

Diesmal also ohne absolut relaxte Surflehrer und riesige Truppe im Anhang. Mehr als die Grundlagen kann Einem ohnehin nicht wirklich beigebracht werden, weshalb wir uns einfach ein paar Boards geliehen haben.


Eventuell hätte uns der extreme Wind schon im Voraus darauf hinweisen können, dass die Wellen gigantisch, förmlich neunzehneinhalb Meter hoch werden sollten. (:


Somit wurde jeder Weg ins tiefere Wasser zum beinahe unmöglichen Trip, du watest zwei Meter nach vorn und wirst vom nächsten Monstrum um die vier Meter zurückgeworfen. Wenn man allerdings erst mal ein wenig draußen war und eine dieser Wellen erwischt, war es definitiv den schon vorprogrammierten Muskelkater wert.


Zufrieden und glücklich darüber, dass es auch alleine so gut klappt, war dann allerdings für Kopf und Oberschenkel natürlich ein wenig Entspannung nötig – wir räumen uns generell recht wenig Zeit für Erholung ein, ständig am Reisen, ständig am Baden, vielleicht muten wir uns momentan auch ein bisschen viel Aktivität zu. Wir wollen jetzt aber versuchen, uns etwas mehr Ruhe zu gönnen. (:
Regeneration und noch mehr Lebensfreude bereiten uns momentan immer noch ein paar Kokosnüsse, die uns der verrückte Inselmechaniker aus seinem Garten mitgegeben hat. Auch wenn einem das ewige Aufsägen schon irgendwie auf die Nerven geht, lohnt es sich doch immer wieder.


Tag 39: Agnes Water - Mount Morgan

Am eigentlich noch viel zu frühen Morgen trieb es uns bereits wieder aus Auto & Zelten, der Zeltplatz wurde immer früh beim Ranger bezahlt, der in einer stets guten Laune um 7 Uhr morgens alle Zelte abgrast, um die Tagesgebühr einzusammeln...
Da wir allerdings unbedingt um 6 Uhr los mussten, haben wir den netten Herren leider verpassen müssen. So wussten wir eigentlich auch nicht so genau, was wir an diesem somit unmenschlich langen Tag alles anzufangen haben. So wurde die Zeit endlich mal genutzt, um ein wenig Weihnachtsstimmung zu kreieren.
Irgendwie kommt diese bei durchgehender Wärme, wochenlangem Badeurlaub und künstlichen Tannenbäumen überall noch nicht so wirklich auf.
Um dem Ganzen allerdings mal etwas nachzuhelfen, wurde die Weihnachtsabteilung des Kmarts geplündert, um der ganzen Welt zu zeigen, wie weihnachtlich wir doch sein können. (:


Unsere kreativen Hirne wurden somit bis zum Schluss gefordert, um letztendlich mit einigem Geklebe, Gewickel, Getue und Gebastel  ein denkbar weihnachtliches Roadtrip-Auto zu besitzen. (:


Um allerdings nicht unser Auto komplett alleine in festlicher Atmosphäre schwelgen zu lassen, mussten wir uns selbstredend noch 5 passende Weihnachtsunterhosen kaufen. Somit sollten wir erstmal bis Weihnachten komplett mit Kleidung ausgestattet sein. Auch wenn man hier vollkommen komischerweise noch verrückter angeschaut wird, wenn man mit Weihnachtsbuchse durch's Einkaufszentrum läuft, als es bei den anderen Unterhosen schon der Fall war. (;


Gänzlich in Festtagslaune getunkt, konnte es dann auch weitergehen, als nächster Punkt unserer Route stand Mt Morgan auf dem Programm, der Ort, an dem Jessica die letzten Wochen verbracht hat, bevor sie sich uns angeschlossen hat. Bereits im Voraus wurde uns der Ort derart schmackhaft gemacht - ein total langweiliges Kaff, direkt an einem durch die anliegende Goldmine vergifteten Fluss, wo jedermann ständig betrunken ist und von früh an im Pub rumsitzt.
Eine derart positive Beschreibung wollte natürlich erst mal überprüft werden und sollte uns letztendlich auch nicht enttäuschen. Im Pub, in dem Jessica ein paar Wochen lang gearbeitet hat, ist von 10-12 Uhr vormittags Bier Happy Hour, weshalb die Leute teilweise schon vor Öffnung warten, um ein frisches Guten-Morgen-Bier genießen zu können. (:
Wir konnten jedenfalls bei einer Freundin von Jessica schlafen, Mona ist selbst erst vor gar nicht so langer Zeit als deutscher Backpacker nach Australien gekommen und lebt mittlerweile mit ihrem Freund in seinem Haus, direkt im Herzen Mt Morgans. (;


So kamen wir immerhin zum ersten Mal seit über einem Monat mal wieder zu einem Dach über dem Kopf, vom eingebeulten Dach unseres Traumautos natürlich mal abgesehen...
Und wenn man erst mal ein wenig im Städtchen umhergekommen ist, kann man auch fast verstehen, wieso hierhin auch ein paar Backpacker wiederkommen oder sogar hierbleiben.
Beim abendlichen Pubbesuch haben wir so ziemlich alle dort lebenden Menschen kennengelernt, die meisten zwar um das ein oder andere Jahrzehnt älter, aber wir hatten so richtig das Gefühl, mitten in Australien zu sein und einen verrückten Menschen nach dem anderen zu treffen. Wenn sie nicht gerade wie verbissen auf irgendwelche Pferde- oder Windhundrennen wetteten.


Dem gewitzten Beobachter fällt vielleicht sogar ein Fakt auf, der wohl so ganz aus der Rolle springt. Seit Wochen waren schließlich mal wieder unsere Rucksäcke vom Dach, was uns die ungeahnte Möglichkeit bot, mit Oberteil und sogar einer richtigen Hose in den Pub zu gehen.
- Ja, wir waren auch völlig überrascht.
Nachdem wir noch die ein oder andere Runde Pool gegen mehr als professionelle Australier verlieren durften, ging es auch recht bald nach Hause (ja, das konnten wir endlich mal wieder sagen), am nächsten Tag sollte schließlich richtig gefeiert werden. (:


Tag 40: Mount Morgan

Am Vormittag wurde sich allerdings erst mal den klimatischen Bedingungen angepasst, mehr als Baden war eigentlich mal wieder nicht drin. Doch selbst für solche Bedürfnisse war Mount Morgan perfekt vorbereitet, uns wurde also mit dem „Pool“ eine weitere Sehenswürdigkeit dieser Highlightmetropole gezeigt.


So konnten wir wenigstens für ein paar Stunden der Hitze entweichen, bevor es am Abend an den Damm ging, Jessica hat ein paar ihrer Freunde dort zum BBQ eingeladen. So war endlich mal wieder die Gelegenheit da, eine Menge Englisch zu sprechen und die restliche Hälfte Mount Morgans kennenzulernen, die nicht schon am Vorabend an einem vorbeigetorkelt ist.
Anschließend ging’s noch für ein paar Stündchen in den Pub zum Billiardspecial.
Wer auch immer den zweifachen Pool-Weltmeister schlagen kann, bekommt 100 Dollar. Gerrit und ich sind leider recht knapp gescheitert, er war um die 7 Kugeln eher fertig, was soll’s. (:


Viel zu spät kamen wir schlussendlich wieder bei der wohl nettesten Gastgeberin der ganzen „Stadt“ an, um uns wohlverdient im zum Matratzenlager umfunktionierten Raum zur Ruhe zu legen.


Tag 41: Mount Morgan – Rockhampton

So kehrten wir an Tag 41 also auch diesem emotionalen, visuellen und kulinarischen Highlight unserer Reise den Rücken, um all dem noch die Krone aufzusetzen. (:
Dafür sollte Rockhampton herhalten, eine etwas größere Stadt in der Nähe, eine der wenigen, die bis in den Norden noch so kommen werden. Von nun an sind sie alle so im Schnitt 300 km entfernt, dazwischen gibt es eigentlich Kleinstädtchen, Leere und tote Kängurus am Straßenrand der endlos langen Landstraßen.
Über die man aber meist nur mit Höchstgeschwindigkeit 100 fahren kann.
In Rockhampton wollten wir dann auch nochmal feiern gehen, bevor dann wieder Insel- und Strandzeit angesagt ist, Rockhampton hatte in dieser Hinsicht auch ein wenig mehr zu bieten als Mount Morgan.
Da in Städten schlafen allerdings immer Probleme mit sich bringt, besonders, wenn man zu fünft reist, mussten wir wohl oder übel und vollkommen widerwillig bis zur Morgendämmerung im Club bleiben, um uns dann vollkommen legal im Park schlafen legen zu können. (:


Tag 42: Rockhampton – Camalli Beach

Nachdem also wenigstens ein paar Stunden Schlaf auf heißer Motorhaube und umgeklapptem Sitz eingesackt wurden, mussten wir mal wieder ein Weilchen fahren, wenn wir bis Silvester in Cairns sein wollen, drängt die Zeit langsam ein wenig.

Uns wurde mittlerweile schon von ziemlich vielen Australiern ans Herz gelegt, dass wir ja aufpassen sollen, wo wir ab jetzt baden gehen. Nördlich von Rockhampton sollen Korkodile im Überfluss kommen, aber nicht nur an wohl fast jedem Fluss und See, sondern hauptsächlich im Meer. Wenn man mal irgendwen darauf anspricht, erzählt er meist von den kleinen, ungefähr 6 Meter langen Krokodilen, die eigentlich halb so wild sind, immerhin merkt man dann keine Schmerzen.
Wir werden wohl trotzdem mit etwas mehr Vorsicht an sämtliches Gewässer rangehen, eigentlich finden wir es recht praktisch zwei Arme und Beine zu haben. (:
Also ein paar Stunden die kaum noch vorhandenen Haare im Wind flattern lassen, bis wir am nächsten freien Campingplatz ankamen, welche hier auch immer seltener werden.
Dafür war es diesmal ein besonders schöner, direkt mit Meerblick aus dem Zelt, auch wenn das Meer irgendwie den ein oder anderen Kilometer in die Ferne gerückt war.


Somit wurde auch das Duschen nach dem Sport ein wenig kompliziert, ich war irgendwie danach um Einiges sandiger, salziger und immer noch viel zu eingeseift. Dafür haben 3 cm Wassertiefe einfach nicht ganz ausgereicht. (;


Der Restdreck geht ohnehin immer im Schlafsack ab, die Grundbedürfnisse und Hemmschwelle wurden ohnehin so langsam auf's Minimum gedrosselt. (:

Tag 43: Camalli Beach - Mackay

Somit spätestens am nächsten Morgen sauber, ging's direkt in der morgendliche Hitze auf, wieder beim Abbauen sämtliche Körperflüssigkeiten zu verlieren, um sich im Anschluss wieder direkt über die mehr als angenehmen über 40 Grad im Auto zu freuen. (:
Ob die am Wegesrand rumliegenden Kängurus allerdings durch die Hitze umgefallen sind, oder nur liebevoll mit manchen Stoßstangen in Kontakt kamen, wissen wir auch nicht so ganz. Ab und an hüpfen aber auch mal ein paar lebendige durch die Gegend...


So genossen wir also ein wenig Gratis-Sauna im Auto, irgendwo durch's Nirgendwo fahren. Waren ja immerhin nur ein, zwei Stündchen bis nach Mackay, der Ort, an dem wir uns mal langsam um unsere Tour über die Whitsunday Islands kümmern wollten. Auf dieser Inselgruppe soll unter anderem der schönste Strand Australiens sein.


Für diese Touren müssen wir unseren Freund in Rot allerdings an Land lassen, wir wollen dort eine 3-Tages-Boots-Tour machen, 2 Nächte unter Deck schlafen, 3 Tage Schnorcheln, Tauchen und, das können wir wohl schon prognostizieren, endlich mal ein wenig ausruhen.
Das obrige Bild ist demnach auch erst mal geklaut, nächste Woche kann ich aber wohl mit 22-mal so vielen und 13-mal so schönen punkten. (:
Nachdem wir schon von Fraser Island in der letzten Woche schon völlig begeistert waren, können wir uns noch gar nicht so vorstellen, wie uns dieser Trip erst körperlich, geistig und moralisch erquicken wird. (;
Finden wir's heraus und lasst euch wenigstens von richtiger Weihnachtsatmosphäre und Schneeschieben begeistern, ihr könnt euch bestimmt gar nicht vorstellen, wie Weihnachtsplätzchen und "3 Haselnüsse für Aschenbrödel" hier unten fehlen. (;
Aber mit Sonne, Meer und Tauchgang wird es wohl erträglich werden. Oder Sonnenuntergängen. (:





Riesen Hitze anstatt Schnee,
kalte Sachen anstatt Tee,
Boxershorts statt Wintersachen,
nicht mal heißen Wein im Rachen,
Kunstbaum anstatt Weihnachtstanne,
keine Gans in ihrer Pfanne.
Und trotzdem weihnachtet's auch hier,
Weihnachtsmütze über mir,
dieselben blöden Weihnachtssachen,
dicke Männer, die schräg lachen,
dieselben doofen Weihnachtslieder,
ich freu mich doch auf Deutschland wieder.


... in ein paar Monaten vielleicht. (;


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