Samstag, 19. Januar 2013

Vom Regenwald, der ersten WG und der Mehrzahl von "Ananas"

Überbleibsel Tag 134: Farm nahe Townsville

Nachdem uns also schon mehrfach in der vorherigen Woche versichert wurde, dass es das mit der Farm gewesen sei und wir endlich fertig wären, fielen uns doch immer noch neue Aufgaben zu – an diesem Tag jedoch sollte dies anders werden.
Sämtliche Bäume waren abgeerntet, verschnitten, kein Grashalm stand mehr in ungewollte Richtung, keine Regenrinne wurde von hinterhältigen Blättern am Funktionieren gehindert, die Wasserversorgung für’s gesamte Feld war gesichert und unsere Arbeitskraft auch endlich bis auf’s Minimum reduziert. (:
Sämtliche Energiereserven konnten allerdings am Abend beim Abschieds-BBQ aufgefüllt werden.


Und vor diesem Grillspektakel mussten wir definitiv unseren Hut ziehen, die deutsche Bratwurst versagt absolut gegen Frühlingsrollen, Tomaten im Speckmantel und sämtliche typisch asiatisch angehauchten Grillspezialitäten, die an diesem Abend darauf warteten, von uns reingeschaufelt zu werden. Herzlichen Dank an all die Damen und Herren der Schöpfung, deren Namen uns sowohl in rechtschreib-, als auch in aussprechtechnischer Hinsicht immer wieder an die Grenzen unserer Möglichkeiten treiben. (:

Tag 135:Townsville

Da ist die Arbeit auf der Farm gerade erst beendet worden, wir mussten trotzdem gleich am nächsten Tag eine noch viel kompliziertere Aufgabe bewältigen.
Die Registrierung (ähnlich wie der TÜV) unseres guten, alten Gefährts war mittlerweile ausgelaufen und wir somit nicht mehr für die Straße zugelassen. Aus diesem Grund waren wir bereits zwei Wochen vorher beim Safety Check, den man in dem Bundesstaat hier benötigt, um die Registrierung zu verlängern. Der nette Herr von Mechaniker hatte uns allerdings eine unmenschlich lange Fehlerliste gegeben, von unzähligen Lecks im Motorraum, bis hin zu penibelsten Fehlern wie einem Spritzer Farbe am Blinker und einer fehlenden Schraube am Nummernschild. Raparaturprognose: Ein paar Tausend Dollar.
Wir also fest davon ausgegangen, den blödesten aller Mechaniker der Stadt erwischt zu haben, mussten es bei einem anderen unserer Wahl erneut versuchen – dieses Mal allerdings optimal vorbereitet.


Hochdruckreinigung von außen und im Motorraum, bis wir von glänzenden Autoteilen nur so geblendet wurden. Neue Glühbirnen für all die defekten Lichter, Tape für das ruckelnde Lenkrad und viele weitere professionelle Reparaturmaßnahmen wurden voll motiviert durchgeführt. Mit absolutem Ultraspezialkleber aus dem Baumarkt wurden selbst die wackelnden und bislang getapeten Außenspiegel und das Kupplungspedal geklebt, um unser Auto fast wieder auf den idealen Produktionsstand von 1993 zu bringen. (;


Leider mussten auch für den allgemeinen Eindruck unsere so personalisierenden Grafitti-Schriftzüge an den Seitentüren weichen, das On Tour ´12 war ja ohnehin längst verjährt. (;
Vom freundlichen Totenkopf auf der Motorhaube konnten wir uns allerdings nicht trennen, der steigert den Wert des Autos schließlich fast um das Doppelte.


Dieses Mal mit einem viel besseren Gefühl auf  zu dem Mechaniker, der am Telefon am freundlichsten klang, auf ein viel besseres Ergebnis hoffend. Nach der einstündigen Inspektion wollte sich aber wohl auch dieser freundliche Herr gegen uns verschworen haben, er ging aber wenigstens lediglich von einem Schaden von 3000 Dollar aus. (;
Bei einem Kaufwert von 2200 immerhin ein satter Totalschaden.
Das Nervige ist aber eigentlich nur, dass wir genau in dem Einzigen der Bundesstaaten sind, in dem man auf die Straßensicherheit so genau schaut. In einem anderen Bundesstaat wäre all das kein Problem, da wird einem bei einem festgestellten Ölleck einfach nur geraten, ab und an mal Öl nachzuschütten.
Der Plan ist also wie folgt: Erst mal hier die Farmarbeit beenden und dann zurück nach New South Wales fahren, um die Registrierung dort zu verlängern.
Zurück zur Farm fahren war allerdings erst mal nicht mehr drin, wir waren am Morgen bereits in einer Polizeikontrolle (zum nächsten Mechaniker darf man nämlich auch ohne Rego noch fahren) und hatten keine Lust, mal eben 1600 Dollar Strafe für’s illegale Fahren bezahlen zu müssen.
Also zu viert im Auto im Industriegebiet schlafen, wenigstens mit einer Palette Öttinger im Kofferraum, die einzigen Halbe-Liter-Dosen hier unten, eins der günstigsten Biere noch dazu. (;


Tag 136: Townsville – Farm Babinda          
So waren wir immerhin unter den Ersten dabei, die auf die Öffnung der Transportabteilung der Regierung warteten. Wenigstens für die Fahrt zur anderen Farm unseres Bosses mussten wir uns also eine Erlaubnis holen, damit wir mit einem unregistrierten Fahrzeug herumfahren dürfen – wenn auch nur für einen Tag.
Dass es dabei mit der australischen Bürokratie so gut klappen sollte, hätten wir gar nicht gedacht, in letzter Zeit hatten wir wegen der Verlängerung so viele Probleme und Steine im Weg, die wir wenigstens bei dieser Erlaubnis aus der Bahn kicken konnten.
Somit konnten wir wenigstens noch schnell den Einkauf für die nächste Woche machen, auf der letzten Farm ist uns irgendwann das Essen ausgegangen. (:
Dieses Mal gab es also eine fröhliche Rechnung in unsere Taschen und zwei Körbe voller Lebensmittel in unseren ohnehin schon viel zu vollgestopften Kofferraum.



Unsere Erlaubnis drängte uns gleich im Anschluss aber noch dazu, die 350 km nördlich zur nächsten Farm zu fahren. Wir, unser für uns absolut unverständlicherweise verkanntes Auto und ein süßer Flughund, der uns auf ein paar Kilometer im Dachgepäckträger verenden musste. Aber wohl besser, als eins der vielen Kängurus zu erwischen, die wohl nicht so wirklich aufgepasst haben, als ihnen die StVO beigebracht wurde. (;
In tiefster Dunkelheit konnten wir nach der Ankunft bereits grob erkennen, an welch paradiesischem Ort wir in der nächsten Zeit leben und arbeiten werden – und waren schon mehr als zufrieden. (:

Tag 137: Mitten im Regenwald

Im Dunkeln ist uns das auch gar nicht so aufgefallen, während wir in der Zeit davor durch die Leere gefahren sind, von kilometerweitem Nichts umgeben waren und man fast schon nach Bäumen suchen musste, fanden wir hier einfach nichts anderes vor.
Man wird hier wohl keine drei Quadratmeter finden, auf denen nichts Grünes steht, hängt oder liegt. (:




Am Morgen gab’s für uns also erst mal eine kleine Entdeckungstour, all das mal anschauen, was Einen so in den nächsten Wochen umgeben wird. Das ein oder andere Krabbelvieh inklusive, deren Stückzahl hinkt wohl gar nicht so weit hinter der Anzahl der Bäume hinterher.


Trotzdem gefiel es uns von Anfang an mehr als gut, wir sind mitten im Regenwald angekommen, alles voller exotischer Pflanzen, Früchte, Flüssen und Tieren. Riesige bunte Schmetterlinge versuchen, sich irgendwie durch all die Spinnennetze zu mogeln.
Unsere Hütte in diesem bewachsenen Fleckchen Erde konnten wir auch recht bald finden, leider waren wir noch nicht im Besitz des Schlüssels, die Vorfreude auf unsere erste eigene WG war allerdings riesig – zumal wir all das noch umsonst kriegen.
Also konnten wir erst mal unseren garteneigenen Badefluss einweihen, hier soll es auch definitiv krokodilsicher sein.




Uns wurde nur leider der Fakt zum Problem, dass hier wohl seit Monaten kein Mensch gewesen sein muss. Die Hütte war ziemlich dreckig, staubig und spinnig. Vier überaus organisierte Köpfe und 8 fleißige Hände konnten das Schmuckstück allerdings wieder ordentlich herrichten, wir leben momentan wohl auf den schönsten Einhundert Quadratmetern der gesamten Ostküste. (:




Eigene Küche, eigene Räume, eigene vollkommen mückenfrei gemachte Terrasse, eigener Garten – und, das Highlight kommt erst noch – eigenen Ananassen im Garten. Wir hatten auf unserer Reise schon oftmals überlegt, wie diese Früchte eigentlich wachsen. Dass wir das dann aber mal noch so hautnah aufgelöst kriegen, hätte wohl keiner gedacht. Und dass des Rätsels Lösung so lustig ist wohl auch nicht.
Nur ob "Ananasse" wirklich die Mehrzahl ist, darüber konnte unser keiner aufklären...


Außenanbau, Hauseinrichtung und die wohl schönste Tischdecke der Welt warteten also darauf, mit einem mehr als netten Abend eingeweiht zu werden, die Zeit mit den anderen drei Idioten wird einfach immer überragender. Jetzt wohnen wir also noch zusammen, im mehr als schönen Häuschen im mehr als schönen Regenwald. (:





Tag 138: Zu Hause

Man lebt sich langsam ein, was für ein geniales Gefühl, einfach so ein Haus für sich zu haben. Unser Lebensraum wurde also von ein paar Kubikmetern Platz im Auto auf ein paar hundert ausgeweitet. Arbeit gab es erst mal allerdings noch nicht, ein paar Tage frei wurden uns noch prognostiziert, worüber wir dann auch eigentlich gar nicht so traurig waren. (:
Zu ein paar Stunden freiwilliger Gartenräumungsaktion wurden wir allerdings gebracht, die Hütte musste mal vollkommen „entwuchert“ werden.




Dass wir uns später auf jeden Fall einen Badefluss ans Haus in Deutschland legen müssen, war uns dann auch klar, bei den tropischen Klimaten hier oben ist das wohl noch eine Spur notwendiger. Man kann hier einfach immer in das kühle Nass hüpfen, welches uns auch als Trinkwasser dient – wenn das Regenwasser irgendwann mal ausgehen sollte. (:




Das sollte es in der Regenzeit aber wohl eher weniger, hier ist das Klima verglichen mit dem Rest Australiens noch dazu echt richtig angenehm. Während im Süden die Waldbrände wüten, 54 Grad im Schatten Freude bereiten und alle völlig am Schwitzen sind, genießen wir hier feuchtwarme 35 Grad, können 24 Stunden in Unterhose umherlaufen und fühlen uns sommerlicher denn je. Herrlich. (:

Tag 139: Mitten im Monsun

Hier könnte auch mal so absolut gar nichts anbrennen, seit gestern sieht es eigentlich durchweg trüb und regnerisch aus.



Während hier also alle Palmenblätter trist niederhängen, noch mehr Frösche umherhüpfen und hier in der nächsten Zeit wohl alles überflutet werden wird, sehen wir eigentlich nur das Positive.
Erstens ist es dadurch immer angenehm warm anstelle von bullender Hitze, die Trinkwasserzisterne wird durch all den Regen bis zum Rand gefüllt und uns sind schon massig spaßversprechende Aktivitäten eingefallen, die uns die Regenzeit versüßen werden.
So ruft uns förmlich der anliegende, bislang recht leere Fluss mittlerweile zum Rafting ein. Wir haben hier im Haus ein altes Schlauchboot gefunden, mit dem man in ein paar Tagen wohl optimal flussabwärts paddeln kann. (:
Uns fällt schon was ein, Zeit genug haben wir bei den Prognosen ja:


An so einem Ort gehören die nächsten 7 Tage durchweg Regen auch einfach dazu, 81 Prozent Luftfeuchtigkeit inklusive. (:
Genießt den restlichen Januar, man liest sich.

Schickes Haus im Regenwald,
nicht zu heiß und nicht zu kalt,
große Palmen, kühles Bier,
Liegestühle für uns vier,
Ananas im eig'nen Garten,
schön auf neue Arbeit warten,
klingt nach freier Zeit im Glück,
es wird schöner, Stück für Stück.

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