Überbleibsel Tag
134: Farm nahe Townsville
Nachdem uns also
schon mehrfach in der vorherigen Woche versichert wurde, dass es das mit der
Farm gewesen sei und wir endlich fertig wären, fielen uns doch immer noch neue
Aufgaben zu – an diesem Tag jedoch sollte dies anders werden.
Sämtliche Bäume
waren abgeerntet, verschnitten, kein Grashalm stand mehr in ungewollte
Richtung, keine Regenrinne wurde von hinterhältigen Blättern am Funktionieren
gehindert, die Wasserversorgung für’s gesamte Feld war gesichert und unsere
Arbeitskraft auch endlich bis auf’s Minimum reduziert. (:
Sämtliche
Energiereserven konnten allerdings am Abend beim Abschieds-BBQ aufgefüllt
werden.
Und vor diesem
Grillspektakel mussten wir definitiv unseren Hut ziehen, die deutsche Bratwurst
versagt absolut gegen Frühlingsrollen, Tomaten im Speckmantel und sämtliche
typisch asiatisch angehauchten Grillspezialitäten, die an diesem Abend darauf
warteten, von uns reingeschaufelt zu werden. Herzlichen Dank an all die Damen
und Herren der Schöpfung, deren Namen uns sowohl in rechtschreib-, als auch in
aussprechtechnischer Hinsicht immer wieder an die Grenzen unserer Möglichkeiten
treiben. (:
Tag 135:Townsville
Da ist die Arbeit
auf der Farm gerade erst beendet worden, wir mussten trotzdem gleich am
nächsten Tag eine noch viel kompliziertere Aufgabe bewältigen.
Die Registrierung
(ähnlich wie der TÜV) unseres guten, alten Gefährts war mittlerweile
ausgelaufen und wir somit nicht mehr für die Straße zugelassen. Aus diesem Grund
waren wir bereits zwei Wochen vorher beim Safety Check, den man in dem
Bundesstaat hier benötigt, um die Registrierung zu verlängern. Der nette Herr
von Mechaniker hatte uns allerdings eine unmenschlich lange Fehlerliste
gegeben, von unzähligen Lecks im Motorraum, bis hin zu penibelsten Fehlern wie
einem Spritzer Farbe am Blinker und einer fehlenden Schraube am Nummernschild.
Raparaturprognose: Ein paar Tausend Dollar.
Wir also fest davon
ausgegangen, den blödesten aller Mechaniker der Stadt erwischt zu haben,
mussten es bei einem anderen unserer Wahl erneut versuchen – dieses Mal
allerdings optimal vorbereitet.
Hochdruckreinigung
von außen und im Motorraum, bis wir von glänzenden Autoteilen nur so geblendet
wurden. Neue Glühbirnen für all die defekten Lichter, Tape für das ruckelnde
Lenkrad und viele weitere professionelle Reparaturmaßnahmen wurden voll
motiviert durchgeführt. Mit absolutem Ultraspezialkleber aus dem Baumarkt
wurden selbst die wackelnden und bislang getapeten Außenspiegel und das
Kupplungspedal geklebt, um unser Auto fast wieder auf den idealen
Produktionsstand von 1993 zu bringen. (;
Leider mussten auch
für den allgemeinen Eindruck unsere so personalisierenden Grafitti-Schriftzüge
an den Seitentüren weichen, das On Tour ´12 war ja ohnehin längst verjährt. (;
Vom freundlichen
Totenkopf auf der Motorhaube konnten wir uns allerdings nicht trennen, der
steigert den Wert des Autos schließlich fast um das Doppelte.
Dieses Mal mit einem
viel besseren Gefühl auf zu dem
Mechaniker, der am Telefon am freundlichsten klang, auf ein viel besseres
Ergebnis hoffend. Nach der einstündigen Inspektion wollte sich aber wohl auch
dieser freundliche Herr gegen uns verschworen haben, er ging aber wenigstens
lediglich von einem Schaden von 3000 Dollar aus. (;
Bei einem Kaufwert
von 2200 immerhin ein satter Totalschaden.
Das Nervige ist aber
eigentlich nur, dass wir genau in dem Einzigen der Bundesstaaten sind, in dem
man auf die Straßensicherheit so genau schaut. In einem anderen Bundesstaat
wäre all das kein Problem, da wird einem bei einem festgestellten Ölleck
einfach nur geraten, ab und an mal Öl nachzuschütten.
Der Plan ist also
wie folgt: Erst mal hier die Farmarbeit beenden und dann zurück nach New South
Wales fahren, um die Registrierung dort zu verlängern.
Zurück zur Farm
fahren war allerdings erst mal nicht mehr drin, wir waren am Morgen bereits in
einer Polizeikontrolle (zum nächsten Mechaniker darf man nämlich auch ohne Rego
noch fahren) und hatten keine Lust, mal eben 1600 Dollar Strafe für’s illegale
Fahren bezahlen zu müssen.
Also zu viert im
Auto im Industriegebiet schlafen, wenigstens mit einer Palette Öttinger im
Kofferraum, die einzigen Halbe-Liter-Dosen hier unten, eins der günstigsten
Biere noch dazu. (;
Tag 136: Townsville – Farm Babinda
So waren wir immerhin unter den Ersten dabei, die auf die Öffnung der
Transportabteilung der Regierung warteten. Wenigstens für die Fahrt zur anderen
Farm unseres Bosses mussten wir uns also eine Erlaubnis holen, damit wir mit
einem unregistrierten Fahrzeug herumfahren dürfen – wenn auch nur für einen
Tag.
Dass es dabei mit der australischen Bürokratie so gut klappen sollte,
hätten wir gar nicht gedacht, in letzter Zeit hatten wir wegen der Verlängerung
so viele Probleme und Steine im Weg, die wir wenigstens bei dieser Erlaubnis
aus der Bahn kicken konnten.
Somit konnten wir wenigstens noch schnell den Einkauf für die nächste
Woche machen, auf der letzten Farm ist uns irgendwann das Essen ausgegangen. (:
Dieses Mal gab es also eine fröhliche Rechnung in
unsere Taschen und zwei Körbe voller Lebensmittel in unseren ohnehin schon viel
zu vollgestopften Kofferraum.
Unsere Erlaubnis drängte uns gleich im Anschluss aber noch dazu, die
350 km nördlich zur nächsten Farm zu fahren. Wir, unser für uns absolut
unverständlicherweise verkanntes Auto und ein süßer Flughund, der uns auf ein
paar Kilometer im Dachgepäckträger verenden musste. Aber wohl besser, als eins
der vielen Kängurus zu erwischen, die wohl nicht so wirklich aufgepasst haben,
als ihnen die StVO beigebracht wurde. (;
In tiefster Dunkelheit konnten wir nach der Ankunft bereits grob
erkennen, an welch paradiesischem Ort wir in der nächsten Zeit leben und
arbeiten werden – und waren schon mehr als zufrieden. (:
Tag 137: Mitten im Regenwald
Im Dunkeln ist uns
das auch gar nicht so aufgefallen, während wir in der Zeit davor durch die
Leere gefahren sind, von kilometerweitem Nichts umgeben waren und man fast
schon nach Bäumen suchen musste, fanden wir hier einfach nichts anderes vor.
Man wird hier wohl keine drei Quadratmeter finden,
auf denen nichts Grünes steht, hängt oder liegt. (:
Am Morgen gab’s für
uns also erst mal eine kleine Entdeckungstour, all das mal anschauen, was Einen
so in den nächsten Wochen umgeben wird. Das ein oder andere Krabbelvieh
inklusive, deren Stückzahl hinkt wohl gar nicht so weit hinter der Anzahl der
Bäume hinterher.
Trotzdem gefiel es
uns von Anfang an mehr als gut, wir sind mitten im Regenwald angekommen, alles
voller exotischer Pflanzen, Früchte, Flüssen und Tieren. Riesige bunte
Schmetterlinge versuchen, sich irgendwie durch all die Spinnennetze zu mogeln.
Unsere Hütte in
diesem bewachsenen Fleckchen Erde konnten wir auch recht bald finden, leider
waren wir noch nicht im Besitz des Schlüssels, die Vorfreude auf unsere erste
eigene WG war allerdings riesig – zumal wir all das noch umsonst kriegen.
Also konnten wir erst mal unseren garteneigenen
Badefluss einweihen, hier soll es auch definitiv krokodilsicher sein.
Uns wurde nur leider
der Fakt zum Problem, dass hier wohl seit Monaten kein Mensch gewesen sein
muss. Die Hütte war ziemlich dreckig, staubig und spinnig. Vier überaus
organisierte Köpfe und 8 fleißige Hände konnten das Schmuckstück allerdings
wieder ordentlich herrichten, wir leben momentan wohl auf den schönsten
Einhundert Quadratmetern der gesamten Ostküste. (:
Eigene Küche, eigene
Räume, eigene vollkommen mückenfrei gemachte Terrasse, eigener Garten – und,
das Highlight kommt erst noch – eigenen Ananassen im Garten. Wir hatten auf
unserer Reise schon oftmals überlegt, wie diese Früchte eigentlich wachsen.
Dass wir das dann aber mal noch so hautnah aufgelöst kriegen, hätte wohl keiner
gedacht. Und dass des Rätsels Lösung so lustig ist wohl auch nicht.
Nur ob "Ananasse" wirklich die Mehrzahl ist, darüber konnte unser keiner aufklären...
Außenanbau, Hauseinrichtung
und die wohl schönste Tischdecke der Welt warteten also darauf, mit einem mehr
als netten Abend eingeweiht zu werden, die Zeit mit den anderen drei Idioten
wird einfach immer überragender. Jetzt wohnen wir also noch zusammen, im mehr
als schönen Häuschen im mehr als schönen Regenwald. (:
Tag 138: Zu Hause
Man lebt sich
langsam ein, was für ein geniales Gefühl, einfach so ein Haus für sich zu
haben. Unser Lebensraum wurde also von ein paar Kubikmetern Platz im Auto auf
ein paar hundert ausgeweitet. Arbeit gab es erst mal allerdings noch nicht, ein
paar Tage frei wurden uns noch prognostiziert, worüber wir dann auch eigentlich
gar nicht so traurig waren. (:
Zu ein paar Stunden
freiwilliger Gartenräumungsaktion wurden wir allerdings gebracht, die Hütte
musste mal vollkommen „entwuchert“ werden.
Dass wir uns später
auf jeden Fall einen Badefluss ans Haus in Deutschland legen müssen, war uns
dann auch klar, bei den tropischen Klimaten hier oben ist das wohl noch eine
Spur notwendiger. Man kann hier einfach immer in das kühle Nass hüpfen, welches
uns auch als Trinkwasser dient – wenn das Regenwasser irgendwann mal ausgehen
sollte. (:
Das sollte es in der
Regenzeit aber wohl eher weniger, hier ist das Klima verglichen mit dem Rest
Australiens noch dazu echt richtig angenehm. Während im Süden die Waldbrände
wüten, 54 Grad im Schatten Freude bereiten und alle völlig am Schwitzen sind,
genießen wir hier feuchtwarme 35 Grad, können 24 Stunden in Unterhose
umherlaufen und fühlen uns sommerlicher denn je. Herrlich. (:
Tag 139: Mitten im Monsun
Hier könnte auch mal so absolut gar nichts anbrennen, seit gestern sieht es eigentlich durchweg trüb und regnerisch aus.
Während hier also alle Palmenblätter trist niederhängen, noch mehr Frösche umherhüpfen und hier in der nächsten Zeit wohl alles überflutet werden wird, sehen wir eigentlich nur das Positive.
Erstens ist es dadurch immer angenehm warm anstelle von bullender Hitze, die Trinkwasserzisterne wird durch all den Regen bis zum Rand gefüllt und uns sind schon massig spaßversprechende Aktivitäten eingefallen, die uns die Regenzeit versüßen werden.
So ruft uns förmlich der anliegende, bislang recht leere Fluss mittlerweile zum Rafting ein. Wir haben hier im Haus ein altes Schlauchboot gefunden, mit dem man in ein paar Tagen wohl optimal flussabwärts paddeln kann. (:
Uns fällt schon was ein, Zeit genug haben wir bei den Prognosen ja:
An so einem Ort gehören die nächsten 7 Tage durchweg Regen auch einfach dazu, 81 Prozent Luftfeuchtigkeit inklusive. (:
Genießt den restlichen Januar, man liest sich.
Schickes Haus im Regenwald,
nicht zu heiß und nicht zu kalt,
große Palmen, kühles Bier,
Liegestühle für uns vier,
Ananas im eig'nen Garten,
schön auf neue Arbeit warten,
klingt nach freier Zeit im Glück,
es wird schöner, Stück für Stück.
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